Mit der Resonanz auf ihre Einladung zum großen Treffen der „Ehemaligen“ können die Leiterin des Familienzentrums in Obermarxloh und Pfarrerin Birgit Brügge wirklich zufrieden sein. „Bis auf eine Familie, die inzwischen weggezogen ist, haben alle zugesagt, dass sie gerne kommen werden“, erzählt Pfarrerin Brügge und Petra Rettkowski fügt hinzu: „Leider hat eine Familie inzwischen der Scharlach erwischt, die müssen also zuhause bleiben.“ Im letzten Sommer verließen 15 Kinder den schönen, neuen Kindergarten neben der Lutherkirche Richtung Grundschulen. „Auf mehr Abgänger kommen wir gar nicht, weil wir ja inzwischen hier bei 58 Kindern gleich sechs Jahrgänge betreuen“, überlegt Rettkowski.
Nun sind sie wieder da, die Großen. Sie lassen ihre Mütter ohne besondere Umstände im Foyer stehen, das den Kindergarten mit der Kirche und den Gemeinderäumen verknüpft, und hängen ihre Sachen an die altvertrauten Haken, bevor sie auf den Bauteppich verschwinden. Sie haben den Kleinen viel zu erzählen. Und die Mütter erst. „Ich hatte Sehnsucht nach euch“, sagt eine schon beim Reinkommen zu den anderen. Im Foyer gibt es Kaffee und Kuchen. „Wir haben hier gedeckt, weil wir euch nicht in einem der Gruppenräume verstecken wollten“, sagt Rettkowski, „so haben die anderen Eltern, die ihre Kleinen gleich abholen, auch die Chance, euch wiederzusehen.“
Wie lief die Eingewöhnung an der Schule? Wer ist mit wem in einer Klasse? Wie klappt es denn mit den Buchstaben? Die Mütter halten regen Austausch. Sandra Bardelle erzählt, dass ihr Sohn sich eigentlich nicht gerne vom Kindergarten verabschiedet hat. Nicht, dass er die Schule nicht mag, es ist wohl eher so, dass er am liebsten beides auf einmal gemacht hätte, wenn das ginge. Nach den ersten Schulwochen beobachtete sie an ihm eine Phase der Verlegenheit, wenn er den Kindergarten betrat, so als habe er da nichts mehr zu suchen. Die gehört zum Ablösungsprozess dazu und geht vorüber, das können alle Erzieherinnen bestätigen. Mit der offiziellen Einladung zum Ehemaligentreffen hat die Umstellung vom Kindergarten- zum Schulkind nun einen würdigen Abschluss.
Der Kindergarten ist nicht die einzige Möglichkeit, die zwischenelterlichen Kontakte zu pflegen. „Sehen wir uns bei der Kinderdisko?“ geht die Frage rund. Eine Mutter hatte einen falschen Termin für die nächste Kinderdisko der Gemeinde im Kopf. „Zum Glück habe ich das noch gemerkt, bevor meine Tochter sich fertig aufgebrezelt hatte“, sagt sie, sichtlich erleichtert darüber, dem Super-GAU knapp entronnen zu sein. Die reinen Jungs-Mütter lachen, die Mädchen-Mütter gönnen sich untereinander einen Die-haben-ja-keine-Ahnung-Blick.
Pfarrerin Brügge war kürzlich gemeinsam mit einem ehrenamtlichen Gemeindevertreter sogar ins ferne Bayern eingeladen, um dort über das familienfreundliche Konzept der evangelischen Bonhoeffer Gemeinde Marxloh Obermarxloh zu berichten.
Text: Sabine Merkelt-Rahm