Nach 37 Jahren geht die Obermarxloher „Kita-Chefin“ Petra Rettkowki in den Ruhestand

Dem Wort „Wertschätzung“ müsste man gerade heute viel mehr Wertschätzung geben, sagt Petra Rettkowski wortspielerisch, „denn viel zu oft bleibt das gemeinsame Miteinander und Füreinander auf der Strecke.“

Die Leiterin des Kindergartens und späteren Familienzentrums der Evangelischen Bonhoeffer Gemeinde Marxloh-Obermarxloh weiß, wovon sie spricht. Denn nach 37 engagierten und erfüllten Kita-Berufsjahren hat sie ein feines Gespür für das, worauf es im Leben und in einer intakten Gesellschaft ankommt: „respektvoll miteinander umgehen, stets ein offenes Ohr für andere haben und das Wort Wertschätzung mit Leben füllen“ erzählt sie im Interview zu ihrem Abschied.

Von der ersten Stunde hat die Erzieherin mit Herz und Leidenschaft „ihre“ Kita und die Kirchengemeinde als festen Bestandteil eines intakten Stadtteillebens gesehen. „Das war ein gegenseitiges Geben und Nehmen auf Augenhöhe“, blickt sie dankbar zurück.

„Petra hat immer gewusst, was für Kinder, Familien und Gemeinschaft gleichermaßen gut ist“, fügt Pfarrerin Anja Humbert beim gemeinsamen Gespräch hinzu. So wurde mit Petra Rettkowski schon früh aus dem St. Martinszug des Kindergartens der Stadtteil-Martinszug; und zwar in enger Kooperation mit der Siedlergemeinschaft Frauenwiese und dem Schützenverein. Und auch das Erntedankfest der Gemeinde auf dem Rosenhof, dem nahegelegenen Bauernhof der Familie Rademacher, wurde schnell zum Erntedankfest für den gesamten Stadtteil.

„Wenn jeder nur im eigenen Saft schmort, bringt das gar nichts“, so Petra Rettkowski, „man muss aufeinander zugehen, um zusammen zu sein.“ Das hat sie auch erfahren, als die evangelischen Gemeinden Marxloh und Obermarxloh fusionierten. Die beiden dortigen Kindergärten wurden zum Familienzentrum an der Wittenberger Straße in einem schönen Neubau zusammengelegt. Aus zwei Teams hat sie eins gemacht, und das hat problemlos funktioniert, wie Pfarrerin Humbert anerkennend berichtet.

Kinder und Familien begleiten, ihnen „Bausteine fürs Leben“ geben, war für Petra Rettkowski immer eine Herzensangelegenheit. Jetzt lacht sie laut auf: „Meine ersten Kindergartenkinder waren später die Kindergarteneltern und sind heute die Kindergartengroßeltern.“ Und die packen alle nach wie vor mit an, wenn sie gerufen und gebraucht werden. Viele von ihnen kamen letzten Sonntag zum Abschiedsgottesdienst in die Obermarxloher Lutherkirche, denn Petra Rettkowksi hat Zeichen gesetzt und Spuren hinterlassen – im Gottesdienst zeichneten sie sich durch viel Dank und Wehmut aus.

Petra Rettkowski freut sich, dass sie immer machen durfte und auch immer volle Rückendeckung von ihrem Kita-Team und durch Pfarrerin und Pfarrer und das Presbyterium als Leitungsgremium der Gemeinde hatte, dem sie selbst als Mitarbeiter-Presbyterin über drei Jahrzehnte angehörte.

„Als die ersten Pläne für das neue Familienzentrum vorlagen“ schmunzelt Petra Rettkwoski „habe ich darauf bestanden, dass in die großen Fenster Sitzmöglichkeiten integriert wurden. Das war schon ungewöhnlich, hat sich aber im Laufe der Jahre super bewährt.“

Manche Neuerung habe sie selbst auf den Weg gebracht, andere kamen ins Haus geflattert, darunter „Verordnungen über Verordnungen vom Gesetzgeber“. „Die Zeiten haben sich geändert und das nicht immer zum Besten“, bekennt sie. Sie sieht einen „Weg von den Menschen hin zu unglaublicher Bürokratie.“ Das bereitet ihr Sorgen. „Vielleicht kommt mein Ruhestand da für mich selbst ja zur richtigen Zeit“, sagt sie nachdenklich.

Dennoch wird sie immer mal wieder im Familienzentrum neben der Lutherkirche reinschauen, um zu sehen, wie es den Kindern und ihrem Team geht. Aber natürlich wird sie mit ihrem Mann auch „mehr Zeit fürs Meer“ haben, denn sie reist gern. Und die Malerei, ihren Ausgleich zum herausfordernden Berufsleben, wird sie kreativ weiter pflegen. Auch da ist sie erfolgreich, denn bald startet im Hospiz Bottrop ihre erste eigene Ausstellung.

Text: Reiner Terhorst
Foto: Reiner Terhorst.
Zum Bild: Es zeigt die großen „Sitzfenster“, die auf Wunsch von Petra Rettkowski (links) in der Kita eingebaut worden. „So etwas war damals ungewöhnlich, hat sich aber bestens bewährt“, bestätigt Pfarrerin Anja Humbert (rechts im Bild).