Mit einer überraschenden Sicht auf den vielgescholtenen Stadtteil Marxloh bekamen es die Besucher beim Politischen Nachtgebet in der evangelischen Kreuzeskirche Marxloh zum Thema „Neue Heimat Duisburg? Ein Gespräch mit Christen aus Afrika“ zu tun.
In einem Umfeld, in dem die Spannungen zwischen den Einheimischen und den neu Zugezogenen nicht zuletzt in den Medien viel Aufmerksamkeit bekommen, befragte Pfarrer Hans-Peter Lauer zwei ehemalige Flüchtlinge aus Nigeria über ihre Heimatgefühle. Mercy Ibrahim und Pastor Raymond gehören beide zur „Living Spring Pentecostal Ministry“, einer kleinen, charismatischen Gemeinde von Christen, die vor allem aus Westafrika stammen. Sie feiern seit einigen Jahren ihre englischsprachigen Sonntagsgottesdienste in der Kreuzeskirche.
Mercy Ibrahim, die schon zehn Jahre in Marxloh lebt, wollte den Begriff „afrikanische Gemeinde“ nicht gelten lassen. „Wir sind eine christliche Gemeinde und wir gucken gar nicht auf die Hautfarbe, bei uns ist jeder willkommen, der einen Gottesdienst braucht“, sagte sie. Ihre Gemeinde, deren Mitglieder mehrheitlich aus Ghana, Nigeria und Togo kommen, hat ihren europäischen Hauptsitz in Spanien. Wie das Leben in Marxloh sich für sie anfühlen würde, wollte Lauer wissen. Pastor Raymond, der vor seiner Marxloher Zeit zehn Jahre in Griechenland verbracht hatte, zog einen Vergleich, der zu Gunsten seiner neuen Heimat ausfiel. „Hier hat man eine Chance, wenn man sich anstrengt. Wir wollen alle nicht nur zuhause rumsitzen, sondern richtige Dokumente haben und eine Arbeit finden. In Griechenland geht das gar nicht, aber hier kann es mit Geduld klappen“, sagte der Gemeindeleiter, „für uns ist Marxloh ein Wunderland.“ Auch Ibrahim, deren drei Kinder in Marxloh geboren worden sind, fühlt sich zuhause. „Ich brauchte Geduld, um mich hier anzupassen und ich denke, die Leute hier brauchten auch Geduld mit mir, aber jetzt ist das hier meine Heimat.“
Diese durchweg positive Auskunft über seinen Dienstbezirk, der oft mit vermüllten Ecken und zwangsgeräumten Häusern Schlagzeilen macht, erstaunte auch den Pfarrer, der noch mal nachhakte: „Keine Probleme mit dem Umfeld?“ Seine Gesprächspartner schüttelten den Kopf. „Man muss doch mit allen in Frieden leben wollen, darauf kommt es an, dass man die Liebe auch lebt“, sagte Pastor Raymond. Auch er mache sich Sorgen über die politisch rechten Kräfte in Deutschland, aber Rassisten gäbe es schließlich überall, auch in Nigeria. Dort würden 250 Sprachen gesprochen und man habe oft schon Vorbehalte gegen die Menschen aus der nächsten Stadt.
Text: Sabine Merkelt-Rahm