Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben in den Großstädten beschäftigte sich das aktuelle Politische Nachtgebet in der Marxloher Kreuzeskirche. „Es ist über einen Monat her, dass wir im Vorbereitungskreis beschlossen haben, die herrschende Hitze zum Thema zu machen“, sagte Klaus Hoppelshäuser kopfschüttelnd im Gespräch, „und die Hitzewelle hat seither nicht nachgelassen, im Gegenteil.“ So sah auch Jens Dallmann, der seit kurzem als Pfarrer im Probedienst in der Bonhoeffergemeinde unterwegs ist, in seiner Andacht die sprichwörtliche Wüstennot der Kinder Israels inzwischen nicht mehr nur als Metapher an. „Wir erfahren ja zunehmend am eigenen Leibe, was es bedeutet, der Hitze des Tages ausgeliefert zu sein“, sagte er. Und hoffte, dass so auch das Verständnis für die Menschen wachsen wird, die in ihrer Heimat über weite Strecken des Jahres solchen Temperaturen ausgesetzt sind. Temperaturen von weit über 30 Grad sind inzwischen im Ruhrgebiet keine hochsommerliche Ausnahme mehr, in den aufgeheizten Ballungsräumen wächst die Hitzebelastung der Bevölkerung von Jahr zu Jahr und die Klimaforscher rechnen mit weiterem Temperaturanstieg, wie Hoppelshäuser aus einer im Jahresbericht veröffentlichten Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zitierte. Da tröstet es die schwitzenden Duisburger wenig, dass die herrschende Dürre keine göttliche Strafe darstellt, wie die Bibel sie für die Zeit des Königs Ahab und des Propheten Elia beschreibt. Vielmehr ist die Klimakatastrophe, die sich abzuzeichnen beginnt, hausgemacht. In den hoch bebauten, stark verdichteten Innenstädten kann die Wärme inzwischen auch nachts nicht mehr abziehen. Es entstehen Hitzeinseln mit Temperaturunterschieden von zehn Grad zum Umland. Bauliche Querriegel unterbrechen zudem die Kaltluftströme, die für Kühlung sorgen könnten. Negative Erfahrungen mit den Auswirkungen von Stadtplanungsmaßnahmen ließen die Marxloher Gottesdienstbesucher aber sehr daran zweifeln, dass in Zukunft die Senkung der Hitzebelastung planerisch einen höheren Stellenwert haben wird, als bisher. „Selbst schuld sind doch auch die, die sofort nach dem Fall der Baumschutzsatzung die Kettensäge rausgeholt haben“, befand Jürgen Lagoda, „wer seinen Baum umhackt, weil der angeblich so viel Arbeit macht, der hat keinen Schatten mehr am Haus. Im Röttgersbach sind damals ganze Alleen gefallen.“ Ins Mitmach-Mikrofon von Wilfried Müller klagten die Marxloher ausgiebig über längerfristig ausverkaufte Ventilatoren, glühende Metallspielgeräte auf den Spielplätzen, fehlende Schattenplätze im öffentlichen Raum und die drangvolle Enge in den zu wenigen verbliebenen öffentlichen Schwimmbädern. Zum Hitzethema wollte tatsächlich fast jeder Gottesdienstbesucher eine persönliche Erfahrung beizutragen, insofern hatte der Vorbereitungskreis mit seiner Themenwahl voll ins Schwarze getroffen.
Text: Sabine Merkelt-Rahm