Wenn Petra Pollmann am Sonntag, 20. August, im Gottesdienst um 11 Uhr in der Marxloher Kreuzeskirche, Kaiser-Friedrich-Straße 40, von Superintendent Dr. Christoph Urban als Prädikantin ordiniert wird, hat sie ein dankbares Bekenntnis zur evangelischen Kirche, zur Bonhoeffer Gemeinde und zu Marxloh im Herzen. Denn: „Ich möchte ein Stück von dem zurückgeben, was ich hier bekommen habe.“
2013 ist Petra Pollmann mit ihrem Mann Christian, Kirchenmusiker und Lehrer an der Rheinhauser Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen, nach Marxloh gezogen. Sie selbst ist hier Lehrerin für Deutsch und Englisch am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium. „Warum denn ausgerechnet Marxloh?“. Diesen „Nase-rümpfenden“ Satz hat die heute 53-Jährige nicht selten gehört. Der Umzug hatte praktische Gründe, „und das Haus, das wir dort in der Nähe des Jubiläumshains bezogen haben, ist einfach schön.“
Vielleicht haben die in Düsseldorf geborene und in Ratingen aufgewachsene heute 53-Jährige auch die Erfahrungen ihrer früheren Arbeit bei der Kommunalen Integration in Essen bewogen, ohne Berührungs- und Schwellenängste schnell im als Problem-Stadtteil bezeichneten Marxloh heimisch zu werden.
Petra Pollmann, die kein Blatt vor den Mund nimmt und „schnell von Null auf Hundert kommt“, wie sie offen sagt, hat zudem „jede Menge innere Rückdeckung durch die Evangelische Bonhoeffer Gemeinde Marxloh-Obermarxloh bekommen, zu der die Kreuzeskirche gehört.
„Die Kirche liegt in der Nähe unseres Hauses und die vielfältigen Angebote der kreativen Gemeinde haben mich von Beginn an überzeugt.“ Ihr Mann Christian und die beiden Töchter saßen da sofort mit im Gemeindeboot. Gerne erinnert sie sich an die Gemeindefahrt zum Kirchentag in Berlin und Potsdam im Jahr 2017. Die habe ihr „einen richtigen Kick gegeben.“
„Kirchlichen Stallgeruch“ hatte die künftige „Prädikantin mit Herzblut, Fröhlichkeit und Verstand“ schon immer. „Ja, ich bin gläubig. Ich bete oft“, sagt sie ohne Umschweife. „Kirche ist heute viel offener“, stellt sie fest und gesteht, dass sie „in Ratingen früher öfter mal mit dem Pfarrer im Clinch lag.“ Mit der hiesigen Pfarrerin Anja Humbert hingegen verbindet sie „ein betont freundschaftliches Miteinander auf Augenhöhe.“
In ihrer Gemeinde spiegelt sich das pulsierende Leben Marxlohs wieder, meint Pollmann. Als nachgefragt wurde, wer sich denn vorstellen könne, künftig als Prädikantin oder Prädikant, „so eine Art ehrenamtlicher Hilfspastor“, mitzuarbeiten, blieb Petra Pollmann als einzige von drei Interessenten übrig.Die beiden anderen Interessenten mussten aus aufwändigen Zeit- und „hohen Anforderungsgründen“ passen.
Gut zwei Jahre intensiven Paukens mit auswärtigen Wochenendseminaren in Wuppertal und Nümbrecht, theologischem Unterricht, eigenen Gottesdiensten und Texterarbeitungen, Diskussionen, Gruppenarbeit und Hinterfragungen durch die Landeskirche liegen hinter ihr. „Das war kein Zuckerschlecken“ blickt Petra Pollmann nachdenklich, letztlich aber „hoch zufrieden und erfüllt“ zurück.
„Das war schon ein komprimiertes Theologiestudium“, zollt Pfarrerin Anja Humbert Lob, Respekt und Anerkennung. Sie hat Petra Pollmann in der Zeit beraten, begleitet, gewissermaßen „gecoacht“. Kraft gab der willensstarken Prädikantin ihre Familie, wie etwa Tochter Lena, Theologiestudentin, die auch bei der Übersetzung von Originalquellen half. Gegenseitige Unterstützung gab es auch durch die elf weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihres Prädikantenkurses. „Da sind echte Freundschaften entstanden“, so Petra Pollmann.
Nicht immer war ihr bei den Anforderungen und Aufgaben zum Lachen zumute. Jetzt aber lacht sie laut auf: „Ich habe zur Abschlussprüfung als Prädikantin mehr geschwitzt als im Staatsexamen“. Es ist geschafft. Jetzt geht der Blick in die Zukunft.
Ihr neuer Talar ist ein Geschenk der Gemeinde. Er ist ohne Prunk und Schnörkel, schlicht. Das Äußere soll nicht vom „verbindenden Wort“ ablenken. Petra Pollmann wird eigene Gottesdienste in der Gemeinde halten und mit zusätzlichen Aktivitäten für frischen Wind in der Gemeinde sorgen. Die Teamplayerin wird da auf fruchtbaren Boden stoßen.
Text und Bild: Reiner Terhorst