Andacht zum Sonntag Judika (21.03.2021): Karriere mit Jesus

Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“                                                                                                            Matthäus 20, 28

Warum sagt Jesus das über sich? Anlass ist der Ehrgeiz einer Mutter. Nach dem Motto „Aus den Jungs soll mal was werden“ bittet sie Jesus, ihren Söhnen die besten Plätze im Reich Gottes zu reservieren. Eine steile Karriere soll er ihnen ermöglichen. Wenn sich die beiden schon auf Jesus eingelassen haben und seine Schüler sind, dann sollen sie doch auch gleich rechts und links von ihm an der Spitze seines Reiches mitregieren. Offenkundig liegt hier ein Missverständnis vor. Die Aussicht auf einen Karrieresprung kann Jesus nicht vermitteln. Die Lehrjahre bei ihm führen nicht zu Herrenjahre mit ihm. Da unter seinen Schülern auch noch Unmut über die ambitionierte Mutter und ihre Söhne aufkommt, ist es Zeit für eine Unterrichtsstunde.

Nie mehr erste Liga!

Zunächst ruft Jesus in Erinnerung, was seine Schüler bereits durch eigene Erfahrung wissen: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun.“ Diese blutige Herrschaftspraxis aus Gewalt und Unterdrückung widerspricht dem Reich, dessen Kommen Jesus ankündigt. Hier weht ein anderer Geist und gelten andere Regeln: „So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht.“ Nicht Aufstieg, sondern Abstieg ist das Gebot der Stunde Die letzten Plätze sind die besten Plätze. Die ganze Karriereleiter wird schlicht umgedreht.

Befreiung aus einer verkehrten Welt

Warum ist das so? Weil Jesus mit der Hingabe seines Lebens alle anderen aus einer verkehrten Welt befreit. Denn verkehrt ist die bekannte Ordnung von unten und oben, die gängige Vorstellung von Größe und Macht, das allgemeine Verlangen nach Reichtum und Ansehen, die übliche Praxis von Herrschaft und Unterdrückung. Verkehrt ist dies alles, weil es der Liebe Gottes und dem Kommen seines Reiches widerspricht. Daher kommt es darauf an, diese verkehrte Welt durch ein anderes Leben zu durchbrechen und zu stürzen.

Eine Platzanweisung

Wo sind also die besten Plätze in Gottes neuer Welt? Sie sind nicht einfach vorhanden wie der Thron an einem Königshof oder die Ehrentribüne in einem Stadion. Der beste Platz ist ein tätiges Leben in der Nachfolge Jesu. Der beste Platz ist eine Genossenschaft, in der einer dem anderen dient. Der beste Platz ist eine Gemeinschaft, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und eine lebensfreundliche Erde einsetzt. Der beste Platz ist nicht oben in der ersten Liga, sondern unten bei den Verlierern und Verlorenen, bei den Verlassenen und Übersehenen, bei der misshandelten und ausgebeuteten Schöpfung, bei den Leidenden und auch den Schuldbeladenen. Dort beginnt ein ganz anderer Aufstieg – der in Gottes Zukunft. Amen

Pfarrer Hans-Peter Lauer

Andacht zum Sonntag Judica 21.03.2021