Sommerkirche am 25. Juli 2021

Sommerkirche am 25. Juli 2021

Du bist ein Segen!

Schnecke im Innenhof der Lutherkirche
; Foto: Birgit Brügge

Vom Segen Gottes ist schon auf den ersten Seiten der Bibel die Rede. Diese Kraft Gottes zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Glück und Segen wünschen wir und die Segensschnecke Ihnen und Euch allen an diesem Sonntag!

Psalmgebet nach Psalm 67

Gott, sieh uns freundlich an.
Wir bitten dich: Segne uns!

Über dich, Gott, können sich alle Menschen freuen.
Sie sollen froh sein und spüren:
Du bist für jede und jeden da.

Gott, sieh uns freundlich an.
Wir bitten dich: Segne uns!

Du, Gott, gibst den Menschen,
was sie zum Leben brauchen.
Denn du lässt alles wachsen und reifen.
Darum sollen alle froh sein und wissen:
Du bist für jede und jeden da.

Gott, sieh uns freundlich an.
Wir bitten dich: Segne uns!

Gott, lasse dein Angesicht über uns leuchten.
Bleibe immer bei uns,
damit alle froh werden und es weitersagen:
Du bist für jede und jeden da.

Gott, sieh uns freundlich an.
Wir bitten dich: Segne uns!

Die Geschichte von der Schnecke und dem Segen

Wir haben heute einen besonderen Gast hier. Wo diese Schnecke herkommt? Ich habe sie aus dem Kinder- und Familienzentrum mitgebracht.

Neulich hatte die Schnecke mal Lust, die Gegend rund um unseren Kindergarten zu erkunden. Sie zieht also im Schneckentempo los… riecht die frische Luft… sieht die Gräser und Blumen… mmhhh, lecker…

Auf einmal sieht sie etwas auf dem Boden, einen runden Aufkleber und da steht drauf: „Du bist ein Segen“. „Ich soll ein Segen sein?“, wundert sie sich. „Das muss ich doch gleich mal weitererzählen!“

Sie kriecht zum nächsten Beet und trifft einen Regenwurm.

„Schau mal, hier steht, ich bin ein Segen!“, sagt die Schnecke freudig.

„Du, ein Segen? Das kann nicht sein. Segen ist doch etwas Gutes. Was bewirkst du denn schon Gutes? Alle ärgern sich über dich, weil du alles Grüne wegfrisst und nie satt wirst. Ich, der Regenwurm, bin ein Segen! Ich lockere die Erde auf, so dass alles gut wachsen und gedeihen kann.“

Die Schnecke senkt den Kopf und kriecht weiter. „Das war ja klar. So ein Blödsinn. Ich und ein Segen. Wer hat sich das denn ausgedacht?“ Aber so ganz aufgeben will sie noch nicht…

Da trifft sie einen Hund und zeigt ihm den Aufkleber.
„Schau mal, was hier steht. Ich bin ein Segen. Toll, oder?“

„Du? Ein Segen? Ein Segen sein bedeutet doch, dass du für andere wichtig und besonders bist und sie sich freuen, dass du da bist. Aber du, du bist so unglaublich langsam. Mit dir kann man ja nicht einmal spazieren gehen. Ne, ne, ich bin ein Segen. Ich bringe die Menschen dazu, sich wenigstens ab und zu mal zu bewegen. Außerdem können sie mich streicheln. Das will bei dir echt niemand, so schleimig wie du bist.“

Jetzt ist die Schnecke echt bedient. Eine Träne läuft ihr übers Gesicht und schwupp, zieht sie sich in ihr Schneckenhaus zurück. „Hier bleibe ich jetzt für immer“, schnieft sie. „Mich mag eh niemand.“

Plötzlich horcht sie auf. Da ist ein Kind und ruft: „Schau mal, was für ein wunderschönes Schneckenhaus!“ Die Schnecke merkt, wie eine Hand sie vorsichtig berührt und ihr Haus ein wenig dreht.

Eine erwachsene Stimme sagt: „Das ist nicht nur ein Schneckenhaus – da wohnt noch eine Schnecke drin. Also lass sie am besten da, wo sie ist.“

„Ok, aber wir bleiben noch ein bisschen, vielleicht kommt die Schnecke ja mal aus ihrem Haus.“

„Ja, gerne, ich setze mich so lange hier auf die Bank.“

„O, guck mal, hier liegt etwas neben der Schnecke“
, ruft das Kind, „liest du mal vor?“

„Du bist ein Segen, steht hier.“

„Was ist das: Segen?“, fragt das Kind.

„Was du immer alles wissen willst. Lass mich mal überlegen… Also: Segen ist für mich eine gute Kraft. Sie wird uns geschenkt. Von Gott. Gott sagt: Ich bin bei dir und mit dir. Gottes Segen begleitet uns jeden Tag und jede Nacht, immer und überall.“

„Mich auch?“

„Ja, klar.“

„Aber wenn die Kraft von Gott kommt, warum bin ich dann ein Segen?“, wundert sich das Kind.

„Na ja, im Segen schenkt Gott uns ganz viel Liebe und sagt: Wie schön, dass es dich gibt.“

„Ich bin ein Segen, weil Gott mich liebhat?“

„Ja, genau.“

„Hmmh“. Das Kind denkt nach. „Kann ich denn auch für dich ein Segen sein?“

„Das bist du jeden Tag. Ich freue mich, dass du auf der Welt bist.“

„Und sag mal, da auf dem Aufkleber sind so Regentropfen oben und unten, was bedeutet das denn?“, will das Kind noch wissen.

„Das ist eine gute Frage. Vielleicht heißt das: Wie der Regen vom Himmel kommt, so kommt Gottes Segen zu uns. Und durch uns fließt er dann weiter zu anderen Menschen.“

„Wie das denn?“

„Ich glaube, einfach dadurch, dass wir anderen Menschen etwas Gutes tun und ihnen damit zeigen: Schön, dass du da bist!“

„Uhund…“

„Na, was denn noch?“

Das Kind schaut auf die Schnecke: „Können Schnecken auch ein Segen sein?“

„Ich finde schon. Die Schnecke erinnert uns nämlich an Gottes Segen.“

„Wie das denn?“
„Schau mal, die Schnecke hat ihr Haus immer dabei. Das umgibt und beschützt sie. Und so ist das auch mit Gottes Segen. Der Segen ist immer bei uns, so wie das Schneckenhaus bei der Schnecke.“

„Da, sieh mal“, ruft das Kind aufgeregt, „die Schnecke kommt aus ihrem Haus!“

Die Schnecke hat dem Gespräch sehr aufmerksam zugehört. Und staunt. Und freut sich. Mit stolzgeschwellter Brust kriecht sie los. Langsam natürlich, damit alle sie sehen. Denn sie weiß jetzt, dass sie eine wichtige Aufgabe hat: alle Menschen, groß und klein, daran zu erinnern, dass Gott sagt: Ich bin bei dir. Du bist ein Segen.

(Quelle unbekannt)

Segen…
Kaum ein anderer biblischer Begriff ist so in unsere Alltagssprache eingegangen, wie der Segen. Wir sprechen vom „Segen des Fortschritts“, von „segensreichen Einrichtungen“, von Erfindungen, die „ein Segen für die Menschheit“ sind, ebenso wie vom „Haussegen, der schief hängt“, vom „unerwarteten Geldsegen“, vom „reichen Kindersegen“. Ich „gebe meinen Segen zu einem Vorhaben“ oder erkenne, dass „auf einer Sache kein Segen ruht“. Wir wünschen uns „gesegnete Mahlzeit“, ein „gesegnetes Fest“ und „viel Glück und viel Segen zum Geburtstag“.

Auch wenn der Begriff „Segen“ in den meisten Fällen unbedacht gebraucht wird, spiegelt sich darin doch etwas von dem menschlichen Empfinden wider, dass zu dem, was Menschen leisten und bewirken können, noch etwas Höheres, nicht Verfügbares hinzukommen muss, damit Leben gelingt.

Und so transportiert unser profaner Sprachgebrauch noch etwas von der ursprünglichen, biblischen Bedeutung des Segens. Segen ist von Gott geschenkte Lebenskraft. Wo in der Bibel von Gottes Zuwendung zu den Menschen gesprochen wird, gibt es neben dem rettenden stets das segnende Handeln Gottes. Das segnende Handeln Gottes: das Wachsenlassen, Gelingenlassen, Versorgen, Begleiten und Bewahren hat stetigen Charakter im Unterschied zum ereignishaften Charakter des Rettens.

Der Segen Gottes steht schon am Anfang der Schöpfungsgeschichte und umfasst alles, was lebt. Zunächst die Wassertiere und Pflanzen, dann den Menschen: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde…“ (1. Mose 1, 22.28).

Dass dieser Segen auch angesichts der Gefährdung menschlichen Lebens niemals aufhört, drückt sich in dem Versprechen an Noah und seine Familie aus: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen… Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8, 21f). Das sichtbare Zeichen für Gottes alles umspannenden Segen ist der Regenbogen (1. Mose 9, 12f).

Der Segen begegnet uns wieder in den alten Familiengeschichten. Das Familienoberhaupt segnet den erstgeborenen Sohn und vermittelt ihm damit heilvolle Lebenskraft, die sich konkret in Fruchtbarkeit von Menschen, Vieh und Acker auswirkt.

Und auch am Anfang der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk steht der Segen, wenn Abraham zu Beginn seiner Auswanderung zu hören bekommt: „Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen und du sollst ein Segen sein.“ (1. Mose 12, 1f)
Das Volk und der einzelne Mensch erfahren Gottes Segen als Begleitung und Bewahrung auf dem Weg in die Zukunft, als Kraft, die Heil im umfassenden Sinn gewährt.

Im priesterlichen Segen dann wird der vormals „bewegte“ Segen sozusagen „sesshaft“, bekommt seinen Ort im Kultus, im Gottesdienst.
Nun „ruht“ der Segen auf der Gemeinde, auf jedem einzelnen und jeder einzelnen in ihr.

Durch Mose bekommt der erste Priester Aaron genaue Anweisung, wie er das Volk segnen soll (4. Mose 6,22-27):

Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Schon von seiner Form her strahlt dieser Segen Ruhe aus. Kunstvoll aufgebaut, dabei von äußerster Knappheit und Schlichtheit in der Aussage. Drei Sätze aus zwei Teilen, von denen jeder ein Stück über den vorherigen hinausgeht und längere Atemschritte verlangt.

„Der Herr segne dich.“
Dich – nicht: „euch“ oder „uns“.
Gott segnet jeden Einzelnen, jede Einzelne und sieht sie an. Als Menschen, als Person. Ich will angesehen sein. Ansehen der eigenen Person. Was für ein Segen, wenn mich jemand leibhaftig, wahrhaftig ansieht!

Der Herr segne dich.
Ich bin gesegnet. Du bist gesegnet. Wir, jede und jeder Einzelne, sind Menschen unter Gottes Segen. Gesegnete des Herrn. Wie wohltuend!

Was geschieht mit dir und mir unter dem Segen?

„Der Herr segne dich und behüte dich.“
Gott schützt mein Leben. In diesem Segen spiegelt sich eine Ahnung davon wider, dass unser Leben bei allem Machbaren auch immer gefährdetes, schutzbedürftiges Leben ist. Und Gott nimmt sich meines schutzbedürftigen Lebens an. Ich bin nicht allein, wenn ich voller Angst und Unsicherheit stecke. Ich bin nicht allein, wenn Krankheit und Tod über mich kommen. Ich bin nicht allein – Gott ist da. Er segnet und behütet mich.

„Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“
Vom Gesicht geht dieser Segen aus. Gott zeigt Gesicht. Es leuchtet über deinem und meinem. Gottes Gesicht, sein „leuchtendes Angesicht“ ganz nah an meinem. Gott wendet sich zu mir hin, neigt sich zu dir herab. „Gnädig sein“, hebräisch: chanan, vom Wortstamm „beugen, neigen“, bedeutet so viel wie: „geneigt sein“. Gottes Angesicht neigt sich zu dir herab, ohne herablassend zu sein. Zuneigung ist gemeint. Zuwendung und Gnade. Gnade, die erleuchtet, Klarheit schafft, Wahrheit erkennen lässt, Fehler und Unrecht vergibt.

„Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“
Jetzt rückt Gottes Gesicht noch näher an mich heran. Das Angesicht zu jemandem „erheben“ bedeutet, den Blick auf jemanden zu richten. Wer zornig, ungnädig ist, lässt dagegen „sein Angesicht fallen“, senkt den Blick, sieht den anderen nicht an. Anders in diesem Segen. Da sieht Gott jedem Einzelnen und allen miteinander ins Gesicht, lässt seinen Blick auf ihm ruhen und nimmt so mit hinein in seinen Frieden. Von Gottes Blick umfangen, erfahre ich innere Ruhe, Zufriedenheit.

Nach dem, was ich aus dem aaronitischen Segen verstanden zu haben glaube, ist Segen „Ausstrahlung“ – und zwar Ausstrahlung Gottes!
Er ist es, der segnet. Segensvermittlung läuft von Gott zum Menschen – mit klarem Absender und Empfänger.

Gottes Ausstrahlung verändert die Gesichter, verändert die Sicht auf den Menschen, verändert das Gesicht der Welt. Und indem er mein Gesicht verändert, meine Sicht auf den Menschen, meine Sicht auf die Welt, werde ich selbst zum Segen. Amen.

Gebet

Gott, du weißt, wer wir sind.
Vor dir brauchen wir uns nicht zu verstecken.
Du kennst unsere Schwächen und Fehler.
Dennoch streckst du deine Hand immer neu nach uns aus
und erinnerst uns an deinen Bund des Lebens mit uns.
Aus diesem Vertrauen kommen wir zu dir
und bitten dich um deinen Segen.

Um deinen Segen bitten wir
für alle, die vom Hochwasser betroffen sind.
Lebensentwürfe sind zerstört,
Hoffnungen sind begraben,
Leben in Frage gestellt.
Für diese Frauen, Männer und Kinder bitten wir:
Sei du ihnen Beistand und gib ihnen Halt.

Um deinen Segen bitten wir
für die Helferinnen und Helfer der Einsatzkräfte
und für alle, die freiwillig anpacken und helfen.
Sie holen Menschen aus eingeschlossenen Häusern.
Sie versorgen die Opfer mit Nahrung und Kleidung.
Sie sichern Dämme und räumen mit auf.
Für diese Männer und Frauen bitten wir:
Verleih ihnen Kraft und schenke ihnen Momente der Erholung.

Um deinen Segen bitten wir
für die, die einen geliebten Menschen vermissen,
die Leid und Tod aus nächster Nähe erfahren haben,
die alles verloren haben, was ihnen lieb und wichtig war.
Für diese Menschen bitten wir:
Stärke und tröste sie in ihrem Leid und in ihrer Trauer.

Um deinen Segen bitten wir dich, Gott,
damit auch wir zum Segen werden können
für die, die unsere Unterstützung und unsere Zuwendung brauchen.
Amen.

Birgit Brügge